Innovation Industrie ergänzt Handwerk mit nachhaltiger Lösung
Hightech-Holz aus dem Schwarzwald

Drei Mittelständler, drei Sparkassen und eine gute Idee: Aus diesem Mix entstand bei Freudenstadt das erste industriell fertigende Brettsperrholzwerk im Schwarzwald. Ein Leuchtturmprojekt – nachhaltig, innovativ und wegweisend

Die Liebe zum nachhaltigen Baustoff Holz war für Manuel Echtle der Ausgangspunkt für ein Projekt, das seinesgleichen in der Region sucht. Zusammen mit seinen Geschäftsführer-Kollegen Jörg Kübler (Kübler Holzwerk in Haiterbach) und Klaus Henne (Sägewerk Streit in Hausach) gründete der Chef des Sägewerks Echtle in Nordrach 2021 die HolzBauWerk Schwarzwald GmbH. Dank einer Konsortialfinanzierung der Sparkassen Offenburg/Ortenau, Pforzheim und Freudenstadt entstand so bei Freudenstadt ein echtes Leuchtturmprojekt: In Seewald ließen die drei eine High-Tech-Halle für die Fertigung von Brettsperrholz – auch CLT genannt – errichten, das hier auftragsbezogen und ganz flexibel nach Ansprüchen der Industrie 4.0 produziert werden kann.

Mitte Mai wird das im Schwarzwald einzigartige Werk in Anwesenheit von Peter Hauk, dem Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz des Landes Baden-Württemberg, sowie Professor Hans Joachim Schellnhuber, dem emeritierten Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, offiziell eröffnet. 

Die Idee zu dem Projekt entstand bereits vor gut fünf Jahren. „Jörg Kübler und ich haben damals nach Möglichkeiten gesucht, um die Verwendung der regionalen Baumart Weißtanne zu pushen“, erinnert sich Echtle, der seit vielen Jahren Kunde bei der Sparkasse Offenburg/Ortenau ist. „Bauen mit Holz lag im Trend und wir wussten, dass es in Baden-Württemberg zwar sehr viele Sägewerke gibt – allerdings kaum Betriebe, die das Holz weiterverarbeiten können.“ Warum also nicht ein Werk gründen, in dem moderne Holzbau-Produkte wie Cross Laminated Timber (CLT) hergestellt und auf den Absatzmärkten in ganz Deutschland verteilt werden? 

„Für diesen Schritt sprachen Wachstumsraten bei CLT, die bereits 2018 im zweistelligen Bereich lagen“, so Echtle. Der Grund: Cross Laminated Timber – auf Deutsch: kreuzweise verleimtes Schnittholz – ist ein relativ leichter Baustoff, der sich sowohl für Decken, Wände und Dächer von Holzhäusern wie auch für die urbane Nachverdichtung eignet. Je mehr Schichten dabei miteinander verleimt werden, umso stabiler sind die Platten. „CLT hat es ermöglicht, Holz auch im Geschossbau einzusetzen, weil es hervorragende statische und brandschutztechnische Eigenschaften besitzt“, fügt Echtle hinzu. „Wenn man bedenkt, dass derzeit beim Bau von nur sechs Prozent aller Häuser mit mehr als zwei Geschossen Holz zum Einsatz kommt, ergibt sich hier ein riesiges Potenzial.“ 

Einziges Problem: Sie konnten ihre Vermutung nicht beweisen. „Und nur mit einem Bauchgefühl zu argumentieren, war uns dann doch zu unsicher“, ergänzt Jörg Kübler. Also gaben die beiden 2018 eine Studie in Auftrag, die für Gewissheit sorgte: Von der Holzbauquote, die 2021 in Baden-Württemberg erstmals über 30 Prozent lag, über den perfekten Standort im Schwarzwald bis zu den potenziellen Absatzmärkten im Südwesten und in Frankreich – alles sprach für die Produktion des innovativen und nachhaltigen Baustoffs CLT. Darüber hinaus verlieh das Land dem Projekt über die Holzbau-Offensive für nachhaltiges Bauen weiteren Rückenwind. „Ihr haben wir sehr viel zu verdanken“, so Kübler. 

Dennoch fehlte ein entscheidendes Puzzleteil: „Wir hatten den Rohstoff im Wald stehen, wir hatten die Absatzmärkte – aber wir brauchten noch jemanden, der in der Lage ist, Holz in diesen Mengen zu schneiden“, betont Manuel Echtle. Und da kam Klaus Henne vom Sägewerk Streit ins Spiel. Da sich der Hausacher Unternehmer und Manuel Echtle bereits kannten, musste nur wenig Überzeugungsarbeit geleistet werden. „Die beiden stellten mir das Projekt planungsfertig inklusive Finanzierung vor“, erinnert sich Henne. „Da musste ich nicht lange überlegen.“ 

Ähnlich ging es Unternehmenskundenberaterin Andrea Lauble von der Sparkasse Offenburg/Ortenau, die gemeinsam mit Vorstandsmitglied Jürgen Riexinger bereits das Erstgespräch führte. „Bei Gesamtinvestitionen im zweistelligen Millionenbereich haben wir genau darauf geachtet, dass das Projekt richtig auf die Beine gestellt ist“, stellt Lauble klar. „Da alle Beteiligten es geschafft haben, ihre Unternehmen verantwortungsvoll und ertragreich zu führen, konnten wir von Sparkassen-Seite schnell grünes Licht geben.“ 

Auch für Manuel Echtle lief die Zusammenarbeit mit der Sparkasse hervorragend ab. „Man hat dort eine sehr kundenorientierte Denkweise. Frau Lauble und Herr Riexinger haben uns von Anfang ganz klar kommuniziert, was möglich ist und was nicht. Als das Institut der Kommunen hat die Sparkasse die Regionalität unseres Vorhabens gesehen und dem auch Rechnung getragen. Sie war und ist uns ein zuverlässiger Partner.“ 

Partner des Mittelstands 

Nachhaltig und langfristig die Unternehmen in der Region zu stärken – darin besteht die Hauptaufgabe der 2019 gegründeten Beteiligungsgesellschaft SparkassenInvest Offenburg/Ortenau GmbH. „Mit der Bereitstellung von Eigenkapital hilft die SparkassenInvest leistungsfähigen und wachstumsorientierten Firmen aus verschiedensten Branchen bei der Verwirklichung ihrer Vorhaben“, betont Geschäftsführer Thomas Walz. „Gemeinsam können wir finanzielle Hürden senken und neue Spielräume schaffen, zum Beispiel bei der Nachfolgeregelung oder bei Investitionen in innovative Ideen“, so der Prokurist der SparkassenInvest, Stefan Rümmele. Zusätzlich unterstützt die SparkassenInvest die Unternehmen mit dem gesamten Netzwerk und Know-how der Sparkasse.